Flammrichten

Beim Flammrichten wird das Bauteil gezielt örtlich bis in den plastischen Bereich erwärmt. Dabei tritt infolge behinderter Wärmedehnung eine bleibende Stauchung ein. Während des Abkühlens ergibt sich eine Kürzung im Werkstück, die zu der gewünschten Formänderung führt.

In diesem Artikel über das Flammrichten findest Du Informationen zu den Themen:

So funktioniert das Flammrichten

Dieses Verfahren dient zum Beseitigen des Verzuges von Schweißkonstruktionen sowie zum Richten von Profilen, Schiffbeplankungen oder großflächige Teile aus dünnen Blechen wie Waggonbeblechungen, Torfüllungen und Kastenkonstruktionen sind typische Aufgaben für das Flammrichten. Ein Teil des Metalls wird durch die Acetylen- Sauerstoff- Flamme örtlich begrenzt erwärmt. Dabei tritt infolge behinderter Wärmeausdehnung eine bleibende Stauchung ein. Hierbei können ursprüngliche Formen wieder hergestellt werden. Darüber hinaus kann Flammrichten zur Formgebung eingesetzt werden.

Du kannst z. B. beim Schweißen einen entstandenen Winkelverzug richten, eine geringe Biegung von Platten erreichen, Profile stark verbiegen, krumme Stahlplatten oder verzogene Rahmen korrigieren und sogar den Durchmesser von Zylindern verringern.

Bei der Bearbeitung von allgemeinen Baustählen, Feinkornbaustählen sowie austenistischen Stählen mit einem Kohlenstoffgehalt von mehr als 0,05% sollte eine oxidierende Flamme verwendet werden. Die Temperatur von 650°C (Dunkelrotglut) sollte hierbei nicht überschritten werden.

Bei Aluminium und Aluminiumlegierungen sollte die Temperatur nicht über 350°C bis 400°C liegen und ist materialabhängig. Hierbei sollte eine neutrale oder eine Flamme mit leichtem Acetylenüberschuss benutzt werden.

Sachgemäße Ausführung

Zunächst solltest Du die zu kürzende Stelle (d.h. die Stelle, welche zu lang ist) ermitteln, weil diese mit der Flamme gestaucht werden muss.
Nun solltest Du das Material im plastischen Bereich erwärmen, dabei gilt:

  • Stähle, un- und niedriglegierte Stähle und nichtrostende CrNi-Stähle auf 550-700°C ( „Dunkelrotglut“, visuelle Kontrolle)
  • Aluminium- und Aluminiumlegierungen auf 150–450° C (Holzspanprobe)

Anschließend solltest Du einen örtlich gezielten Wärmestau erzeugen, um eine Stauchung infolge kalter Umgebung herbeizuführen.
Der größte Wärmestau kann dabei mit einer sauerstoffüberschüssigen Sauerstoff-Acetylen-Flamme erzielt werden.
Nun ist ein geeigneter Flammrichtbrenner auszuwählen. Anschließend lässt Du den Schrumpfvorgang bis auf Raumtemperatur wirken und ermittelst die Richtwirkung.

Arten der Erwärmung

Beim Flammrichten gibt es verschiedene Arten der Erwärmung.
Folgende haben wir für Dich zusammengefasst:

Wärmepunkt

Wärmepunkt

Der Wärmepunkt muss so klein wie möglich gehalten werden. Von der Einspannung zur Mitte des Blechfeldes richten.
Anwendung: bei Blechfeldern, Rohren und Wellen.

Wärmestich

Wärmestich

Der plastische Bereich darf höchstens bis zu einem Drittel in die Blechtiefe hineinreichen. Die Wärmepunktreihe biegt schwächer als der Wärmestrich.
Anwendung: zum Beheben von Winkelverzug, z. B. Gegenwärmen von Kehlnähten

Wärmekeil

Wärmekeil

Der Wärmekeil ist lang und schmal. Es wird von der Spitze ausgehend bis hin zur Grundfläche gleichmäßig auf Richttemperatur gewärmt.
Anwendung: bei starken Verbiegungen, z. B. von Profilen und Lamellen.

Wärmeoval

Wärmeoval

Das Wärmeoval wird durchgewärmt und in Längsrichtung der Rohrachse angeordnet. Je nach Bauteilform ist eine Kombination dieser Erwärmungsarten sinnvoll.
Anwendung: an Rohren, z. B. nach dem Anschweißen von Stutzen.

Ausrüstung

Arten der verwendeten Brenner

Als Flammrichtbrenner werden je nach Anwendungsfall und abhängig von der Dicke des Werkstückes verwendet:

  • Einflammenbrenner
  • Mehrflammenbrenner
  • Umschaltbare 2-, 3- und 5-Flammen-Brenner
  • Sonderbrenner LINDOFLAMM
Brennerarten Anwendung
Einflammbrenner Er ist der gebräuchliche Brenner zum Richten mit Wärmepunkten, -strichen, -keilen oder -ovalen.
Mehrflammenbrenner Er wird zum Richten mit Wärmestrichen, -keilen und -ovalen an Werkstücken ab etwa 20 mm Wanddicke eingesetzt.
Umschaltbare 2-, 3- und 5-Flammen-Brenner Sie werden zum Beseitigen von Winkelverzug und zum Richten von Beplankungen im Schiffbau und von Blechkonstruktionen eingesetzt.
Sonderbrenner LINDOFLAMM Er wird in Form und Leistung für die jeweilige Flammrichtaufgabe ausgelegt und kommt z. B. beim Richten von Großrohren oder dickwandigen Werkstücken zum Einsatz.

Gasversorgung

Je nach Brennergröße und Umfang der Richtarbeiten ist die Gasversorgung auszulegen. So kann sowohl für Acetylen als auch für Sauerstoff das Zusammenkuppeln mehrerer Gasflaschen oder der Einsatz von Bündeln erforderlich werden.

Wahl der Brennergröße

Die Größe der Flammrichtbrenner wird durch die Werkstoffart und die Blechdicke bestimmt. Für Bleche bis 3 mm, z. B. Baustahl, wird die Brennergröße wie beim Schweißen ausgewählt.

Mechanische Hilfsmittel

Reicht die Behinderung der Wärmedehnung durch die kalte Umgebung der Wärmestelle nicht aus, sind mechanische Hilfsmittel als Dehnungsbehinderung sinnvoll. Durch sie wird die Stauchung unterstützt und die Richtwirkung verstärkt.

Mechanische Hilfsmittel
Mechanisches Hilfsmittel - Lochplatte

Arbeitsregeln

Für eine bessere Wärmeübertragung und damit gute Wärmestauerzeugung ist die Flamme auf hart/neutral, besser noch auf hart/sauerstoffüberschüssig (bis zu 50 %) einzustellen.
Der Abstand der Flammenkegelspitze zur Werkstückoberfläche ist so gering wie möglich zu halten. Die Brennergröße ist in Abhängigkeit von der Werkstoffart und der Werkstückdicke zu wählen.

Flammrichten von Baustählen, Feinkornbaustählen und TM-Stählen

Flammrichten ist ohne wesentliche Gefügeveränderungen möglich, wenn die Flammrichttemperatur „Dunkelrotglut“ eingehalten wird.
Die Abkühlung erfolgt im Allgemeinen an ruhender Luft.
Schroffes Abkühlen kann bei dünnem Material und unempfindlichen Werkstoffen zu kürzeren Richtzeiten führen.

Flammrichten von hochlegierten austenitischen Stählen

Grundsätzlich wird beim Flammrichten der Gefügeaufbau dieser Stähle, abgesehen von einer evtl. Oxidation der Oberfläche, nicht verändert,
wenn die Flammrichttemperatur zwischen 550–750° C („Dunkelrotglut“) eingehalten wird. Mit neutraler, besser noch mit sauerstoffüberschüssiger Flamme wird jegliche Aufkohlung vermieden.

Wegen der geringeren Wärmeleitfähigkeit und des größeren Wärmeausdehnungsvermögens werden Wärmestau und gute Richtwirkung schnell erreicht. Es werden deshalb kleinere Brennereinsätze als bei Baustählen verwendet. Schroffes Abkühlen beeinflusst Werkstoff und Korrosionsverhalten dieser Stähle im positiven Sinne.

Flammrichten von feuerverzinkten Bauteilen

Feuerverzinkte Bauteile lassen sich ohne Beeinträchtigung desKorrosionsschutzes richten.
Die günstigste Flammrichttemperatur liegt bei „Dunkelrotglut“. Sie ist an feuerverzinkten Bauteilen nicht zu erkennen.

Arbeitserleichterung bringt die Verwendung des Hartlötflussmittels Typ F-SH1. Es ist wegen seiner Schmelztemperatur ein guter Temperaturanzeiger und schützt gleichzeitig die Oberfläche vor Oxidation.

Flammrichten von Aluminium und Aluminiumlegierungen

Es wird mit neutraler oder schwach acetylenüberschüssiger Flamme gearbeitet. Wegen der hohen Wärmeleitfähigkeit werden größere Brennereinsätze als bei Stahl verwendet. Die Wärmeausdehnung ist doppelt so groß wie bei Stahl.

Deshalb wird in vielen Fällen mit mechanischen Hilfsmitteln die Ausdehnung während des Wärmens behindert. Die Richttemperatur liegt je nach Legierung zwischen 150 und 450° C. Sie kann schnell und einfach mit einem Holzspan kontrolliert werden.

Vorteile des Flammrichtens

  1. konkurrenzlose Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit der Acetylen-Sauerstoff-Flamme
  2. Schnellere und werkstoffschonende Beseitigung des Werkstückverzuges
  3. Beseitigen von Schweißverzügen, statt Verschrottung
  4. Für alle metallischen, schweißbaren Werkstoffe geeignet (Hochfeste Stähle nur bedingt geeignet)
  5. DVS – zertifiziertes Verfahren für Zulassung nach DIN EN 1090
  6. hohe Mobilität. (Einsatz ohne Stromversorgung möglich)
Darstellung Flammrichten
Schematische Darstellung vom Flammrichten

Benötigtes Equipment / Gase

  • Ausbildung zur Flammrichtfachkraft gem. DVS Richtlinie 1145 (Ausbildung bei Linde möglich)
  • Flammrichtbrenner LINDOFLAMM®
  • Gase: Acetylen, Sauerstoff mit ausreichend dimensionierter Gasversorgung
  • Messmittel (Temperatur / Geometrie)
  • Vorrichtung für die Dehnungsbehinderung

Wir hoffen wir konnten Dir die passende Erklärung zum Flammrichten liefern. Schau doch auch in unserem Fachwissenportal vorbei. Dort findest du weitere spannende Erklärungen und Anleitungen.

 

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